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Entity First: Warum Entitäten die neuen Keywords sind!

Von Christian Stobitzer, Senior SEO Manager bei IONOS

Wir sind täglich von ihnen umgeben, berühren sie, interagieren mit ihnen und selbst die alten, griechischen Philosophen sprachen, wenn auch in einem etwas anderen Kontext, von ihnen. Die Rede ist von Entitäten.

Übersetzen lässt sich das Wort Entität vom spätlateinischen „ens“ mit „seiend, Ding“. Obwohl sie allgegenwärtig sind, ist man mit Entitäten bisher vor allem in der Philosophie konfrontiert worden.

Doch auch im IT-Kontext fand man sie beispielsweise schon im Entity-Relationship-Modell vor: Durch die zunehmende Verarbeitung von natürlicher Sprache durch den Computer (Natural Language Processing) rückt die Bedeutung von Entitäten nun aber auch für andere Disziplinen in den Mittelpunkt.

Wie kaum ein anderer Bereich könnte dabei das Online Marketing von Entitäten für die nächsten kommenden Jahre geprägt werden. So sagen schon heute Entitäten den Keywords den Kampf an. Warum das so ist und wie man die eigene Entität optimieren kann, erfährt man nachfolgend.

Was sind Entitäten?

Der Begriff der Entität ist schwer zu fassen, insbesondere je nach Zusammenhang kann er stark variieren. Für den hier vorliegenden Online-Marketing-Kontext wollen wir allerdings auf die Definition von Krisztian Balog aus seinem Buch Entity-Oriented Search zurückgreifen. Dort beschreibt er eine Entität folgendermaßen:

„An entity is a uniquely identifiable object or thing, characterized by its name(s), type(s), attributes, and relationships to other entities.“

Eine Entität ist damit immer einzigartig. Beschrieben wird diese einzigartige Entität wiederum durch ihren Namen, Typen, Attributen und Beziehungen zu anderen Entitäten.

Das hört sich erst einmal sehr abstrakt an, kann aber durch ein Beispiel schnell verdeutlicht werden.

Beispiel: Angela Merkel ist eine Entität

Der Mensch Angela Merkel ist beispielsweise eine Entität, genauso wie ich oder Sie. Charakterisiert wird Angela Merkel durch ihren Namen, der sie aber noch nicht eindeutig identifizierbar macht. Schließlich könnte es in Deutschland noch mehrere Personen geben, die ebenfalls Angela Merkel heißen. Deshalb werden Entitäten auch durch ihre „Typen“ charakterisiert, denen sie angehören.

Typen „bündeln“ mehrere Entitäten in Klassen, wobei eine Entität zu mehreren Typen gehören kann. Ein sehr allgemeiner Typ bei Angela Merkel wäre beispielsweise der Typ „Mensch“ oder auch der Subtyp davon: „Frau“. Im Falle von Angela Merkel wäre darüber hinaus ein deutlich spezifischer Typ dagegen „Bundeskanzlerin von Deutschland“.

Angela Merkel könnte nun mit Namen und zugehörigen Typ schon als einzigartige Entität identifiziert werden. Da aber nun nicht jeder Bundeskanzler von Deutschland ist und dennoch eindeutig identifizierbar sein soll, dienen zur Identifizierung von Entitäten auch ihre Attribute. Bei Angela Merkel wären das beispielsweise ihr Geburtsort, ihr Geburtstag, ihr Alter, ihre Körpergröße, ihr Gehalt usw.

Ebenfalls von großer Bedeutung bei Entitäten sind darüber hinaus die Beziehungen zu anderen Entitäten. Denn daraus lassen sich viele Schlussfolgerungen ziehen. So lässt sich beispielsweise nur durch die Betrachtung der Beziehung von Angela Merkel zu anderen Staatsoberhäuptern schon schlussfolgern, dass Angela Merkel wohl etwas in Deutschland zu sagen haben muss, selbst wenn man sie überhaupt nicht kennt.

Durch Beziehungen von Entitäten kann Google inzwischen so auch Fragen, wie beispielsweise „Mit wem ist Angela Merkel verheiratet?“ treffend direkt in den Suchergebnissen beantworten. Und genau diese Suchanfrage macht es schon deutlich, warum Entitäten für die Suchmaschinenoptimierung und das gesamte Online Marketing in Zukunft immer wichtiger werden.

Wie Entitäten das Suchverhalten verändern

Suchanfragen waren früher von einem einzigen Wort oder höchstens Zwei- bzw. Dreiwort-Kombinationen geprägt. Die Komplexität der menschlichen Sprache schrumpfte bei der Nutzung einer Suchmaschine auf ein Promille des vorhandenen Wortschatzes zusammen. Gezwungenermaßen, denn umso mehr Wörter man in die Suchanfrage verpackte, umso schlechter waren die Ergebnisse, die eine Suchmaschine lieferte. Die Suchmaschinen-Nutzer wurden dadurch praktisch trainiert, mit wenigen Worten die gesamte Dokumentenvielfalt des Internets zu durchsuchen. Was allerdings nicht immer zum besten Ergebnis führte.

Doch Zeiten ändern sich.

Stetige Verbesserung in der automatischen Verarbeitung von natürlicher Sprache und das Aufkommen neuer Eingabegeräte, wie beispielsweise digitale Assistenten, führen zu immer länger und komplexer werdenden Suchanfragen. Hinter all den Suchanfragen steckt meist aber eine Entität. Entweder ist diese direkt in der Suchanfrage benannt, z.B. „Wie alt ist Angela Merkel?“, oder aber auch nur indirekt enthalten, wie z.B. bei der Suchanfrage „Wer ist unsere Bundeskanzlerin?“. In beiden Fällen dreht sich die Suchanfrage um die Entität „Angela Merkel“. Das Erkennen von Entitäten und das Zuordnen von relevanten Webseiten zu diesen gesuchten Entitäten werden damit immer wichtiger für Suchmaschinen. Dies gilt insbesondere für komplexe Suchanfragen.

Herkömmliche „Keyword“-Suchen werden damit zunehmend irrelevanter und damit auch die reine Optimierung auf diese Keywords. Insbesondere, weil neue Eingabemöglichkeiten auch Suchen ohne Wörter ermöglichen. Stellen Sie sich hierfür folgende Situation vor: Sie haben ein Foto vor sich und wollen gerne wissen, wen Sie hier vor sich haben. Der klassische Ansatz, mit einer durch Wörter beschreibenden Suchanfrage ist dabei wenig erfolgreich, wie das nachfolgende Beispiel deutlich zeigt:

Keywords sind nämlich nur eine Möglichkeit eine Entität zu beschreiben. Denn bekanntlich lässt sich nicht alles in Wörter fassen. Wenn man sich noch einmal die obere Definition einer Entität vergegenwärtigt, dann zeichnet sich eine Entität unter anderem durch ihre Attribute aus. Und die müssen sich nicht nur beschreiben lassen, sondern man kann diese je nach Entität auch fühlen, riechen, hören oder einfach nur sehen.

Hier kommen nun wieder die neuen Eingabeformen ins Spiel, sodass die Suchmaschine Google beispielsweise durch die Anwendung „Google Lens“ inzwischen auch in der Lage ist zu sehen. Startet man die App auf dem Smartphone und richtet die Kamera auf eine Entität (z.B. Personen oder bekannte Bauwerke), dann kann diese schon heute erkannt werden:

Durch den smarten Assistenten „Google Assistant“ kann Google darüber hinaus auch schon heute hören. So muss der Assistant gerade einmal kurz in ein Lied reinhören, um anschließend sagen zu können, um welches Lied es sich handelt und wer der Interpret ist:

Keywords müssen damit in Zukunft weitergedacht werden. Denn schon heute wird Google, Bing und Co. mit Problemen konfrontiert, die die Komplexität einer Sprache mit sich bringt. Reine Keywords, wie beispielsweise „Käfer“ sagen nichts über die Entität dahinter aus. Nur mit Kontext wird klar, ob mit „Käfer“ der Tier-Entitätstyp oder der Auto-Entitätstyp gemeint ist.

Doch auch unterschiedliche Keywords sind oft ohne Kontext nicht einfach zu verstehen. So ist das Jugendwort 2008 „Gammelfleischparty“ das Äquivalent zum deutlich bekannteren Wort „Ü30-Party“. Verstanden wird es demnach aber vordergründig auch nur von Jugendlichen. Wenn eine Suchmaschine aber versteht, dass eine Gammelfleischparty die gleichen Entitätstypen angehört und die gleichen Attribute und Beziehungen, wie eine Ü30-Party besitzt, dann ist schnell klar, dass es sich hierbei um dieselbe Entität handeln muss, lediglich mit einer anderen Bezeichnung.

Googles Knowledge Graph

Die Suchmaschine Google hat schon früh erkannt, dass eine reine Keywords-Betrachtung langfristig immer limitierter ist. So startete das Unternehmen schon im Jahr 2012 unter dem Motto „Things not strings“ den sogenannten Google Knowledge Graph. Der damalige Google Senior Vice President Engineering, Amit Singhal, beschrieb den Knowledge Graph unter anderem mit den Worten:

„This is a critical first step towards building the next generation of search, which taps into the collective intelligence of the web and understands the world a bit more like people do.“

Im Knowledge Graph speichert Google Entitäten und ihre Beziehungen in einem Graph ab. Bestandteil eines Graphen sind Knoten und Kanten. Ein Knoten im Knowledge Graph repräsentiert die Entitäten oder Entitätstypen, sowie ihre jeweiligen Eigenschaften, während die Kanten die Beziehungen zwischen den Knoten darstellen.

Das nachfolgende Beispiel demonstriert den Google Knowledge Graph. Während man auf der linken Seite die Darstellung der Entität George Washington anhand eines sogenannten Knowledge Panels an der Seite der Suchergebnisse findet, ist auf der rechten Seite eine mögliche Darstellung der Entität im Knowledge Graph abgebildet. Knoten sind dabei Kreise, während die Pfeile die Kanten darstellen:

Auf die abgespeicherten Informationen im Knowledge Graph können jederzeit andere Google-Dienste zugreifen und diese weiterverarbeiten. Die Information im Beispiel weiter oben, dass es sich bei der Person im Kamerafokus um Albert Einstein handelt, bezieht beispielsweise Google Lens ebenfalls aus dem Knowledge Graph. Aber auch andere Google Dienste als die Google Websuche oder Google Lens können auf den Knowledge Graph zugreifen. Darunter beispielsweise die Google Bildersuche oder auch Google Maps.

Wenn man mit der eigenen Entität also in einen der Google-Dienste sichtbar sein möchte, dann muss man dafür sorgen, dass die Entität in den Google Knowledge Graph aufgenommen wird.

Woher bezieht Google Informationen zu Entitäten?

Initiale Datengrundlage des Knowledge Graphs war die Wissens-Datenbank Freebase, an die Google durch die Übernahme von Metaweb im Jahr 2010 gelangte. Diese wiederum wurde im Dezember 2014 zugunsten dem Projekt Wikidata der Wikimedia Foundation aufgegeben. Die Freebase-Daten flossen so in Wikidata ein, wodurch Wikidata zu einer der wichtigsten Bezugsquellen des Knowledge Graphs wurde.

Neben Wikidata speist sich der Knowledge Graph aber aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Quellen, die Google auch jederzeit erweitern oder einschränken kann. In der Ankündigung des Knowledge Graphs nannte Google neben der damaligen Freebase auch Wikipedia und das CIA World Factbook.

Generell eignet sich als potentielle Quelle jede Webseite, die neben Autorität und Vertrauen auch eine gewisse Struktur aufweist. So bezieht Google beispielsweise unter anderem seine Event-Daten für den Knowledge Graph aus Event-Plattformen, wie beispielsweise Eventful:

Darüber hinaus reichert Google den Knowledge Graph mit Informationen aus eigenen Datenquellen, wie beispielsweise Google My Business an. Auch strukturierte Daten, die beispielsweise von Webmastern mit JSON-LD ausgezeichnet wurden, können dazu dienen, den Knowledge Graph weiter zu füllen.

Wie findet man heraus, welche Entitäten Google abgespeichert hat?

Die im Knowledge Graph enthaltenen Daten sind nicht geheim und Google gewährt darauf auch (zumindestens lesenden) Zugriff. Über die Knowledge Graph API kann jeder mit ein bisschen Programmierkenntnissen den Knowledge Graph abfragen.

Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen möchte, der kann über den API-Explorer den Knowledge Graph direkt im Browser abfragen.

Jede im Knowledge Graph abgespeicherte Entität wird durch eine einzigartige ID repräsentiert. Im oberen Beispiel, ist die Entität „1&1 IONOS“ unter der ID „/m/02rjt47“ abgespeichert. Historisch bedingt fängt eine ID entweder mit „/m/“ oder mit „/g/“ an. Dabei stammen die Einträge, die mit „/m/“ beginnen, noch aus der Übernahme von Freebase. Die Entität die mit „/g/“ beginnen, wurden von Google selbst hinzugefügt wurden. Die beispielsweise deutlich jüngere ProfitBricks GmbH, die von United Internet 2017 übernommen wurde, ist so unter der ID „/g/11dxpyy3hd“ abgespeichert.

Im Knowledge Graph sind beinahe unzählige Entitäten abgespeichert. Schon beim Start im Mai 2012 waren es laut Google mehr als 500 Millionen. Diesen wiederum wurden unterschiedliche Typen zugeordnet. Google listet die nachfolgenden 21 Entitätstypen explizit auf:

  • Book
  • BookSeries
  • EducationalOrganization
  • Event
  • GovernmentOrganization
  • LocalBusiness
  • Movie
  • MovieSeries
  • MusicAlbum
  • MusicGroup
  • MusicRecording
  • Organization
  • Periodical
  • Person
  • Place
  • SportsTeam
  • TVEpisode
  • TVSeries
  • VideoGame
  • VideoGameSeries
  • WebSite

Fällt die eigene Entität in einer diese Typen, dann ist auch die Chance hoch, dass die Entität in den Knowledge Graph aufgenommen werden kann. Nachfolgend wollen wir uns abschließend die Local Business Entität im Detail anschauen und aufzeigen, warum in diesem Bereich Entitäten schon teilweise wichtiger sind als Keywords.

Local-Business-Entität im Detail erklärt

Lokale Geschäfte sind im Entitäten-Kontext besonders interessant, da diese schon heute nicht nur auf dem Desktop, sondern insbesondere auf mobilen Geräten gesucht werden. Hier spielt die sogenannte ‚Near Me‘-Suche eine wichtige Rolle. Darunter versteht man Suchanfragen nach Produkten, Dienstleistungen oder Ladengeschäfte in der direkten Umgebung des Suchenden. Umso wichtiger ist es für ‚Near Me’-Suchen zu optimieren.

Nachfolgend wollen wir uns auf Restaurants als Local-Business-Entität beschränken, sämtliche Erkenntnisse können aber auch auf jedes beliebige lokale Geschäft übertragen werden.

Local-Business-Entitäten sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus, wie andere Entitäten auch. Dennoch unterscheiden diese sich in einigen Punkten stark. Bei der direkten Suche nach einer Local-Business-Entität findet man beispielsweise auf der rechten Seite im Suchergebnis einen bekannten Knowledge Panel wieder.

Bei dem Karlsruher Burger-Laden DeliBurgers sieht das Ergebnis zum Beispiel so aus:

Dieses Suchergebnis zeigt schon sehr gut, wie Google mit Informationen aus dem Knowledge Graph das eigene Suchergebnis mit sinnvollen Informationen anreichern kann. So bekommt man mit einem Blick die Telefonnummer, die Öffnungszeit, die Adresse, sowie Bewertungen des Unternehmens.

Auf diese gespeicherten Informationen kann Google nun bei konkreteren Suchanfragen Ergebnisse ausspielen. Suche ich beispielsweise einen Burgerladen in meiner Nähe mit der englischen Suchanfrage „burgers near me“ auf google.com, dann bekomme ich folgende Ergebnisse:

Über meinen Standort und den gespeicherten Adressen aller Burgerläden in Karlsruhe ist es für Google damit sehr einfach, passende Informationen auszuspielen. Und das ganz ohne jegliches Standort-Keyword, wie beispielsweise „Burger King Karlsruhe“.

Gerade in Branchen, wo der Standort für die Dienstleistung oft nicht so entscheidend war, wurde in der Vergangenheit oft auf solche Standort-Keywords optimiert. Beispielsweise versuchten Agenturen oder Freelancer mit Keywords wie „Webdesign Karlsruhe“ Kunden aus Karlsruhe anzusprechen, obwohl das entsprechende Unternehmen in Berlin saß. Mit einer reinen entitätsbasierten Suche ändert sich das. Entweder man ist mit seiner Entität in der Nähe des Suchenden oder nicht. Als Betreiber einer Website hat man nicht mehr die Möglichkeit, mit einer reinen Keyword-Optimierung bei solchen Suchanfragen ausgespielt zu werden.

Die Adresse ist dabei nur ein Attribut der Local-Business-Entität, nach dem Google das Ergebnis einer Suche einschränken kann. Möchte ich beispielsweise den besten Burgerladen in meiner Nähe finden und ergänze meine erste Suchanfrage folgendermaßen: „best burgers near me“, dann erhalte ich plötzlich ein anderes Suchergebnis:

Burger King, mit einer durchschnittlichen Bewertung von 3,6 musste dem American Diner mit einer deutlich besseren Bewertung von 4,5 weichen. Google setzt bei Suchanfragen mit „best“ als Bestandteil automatisch einen „4,0+ rating“-Filter. Damit werden nur noch Ergebnisse angezeigt, die eine durchschnittliche Bewertung von 4,0 oder besser haben.

Aktuell funktioniert das zwar nur auf google.com und noch nicht auf der deutschen Variante der Suchmaschine, aber man kann davon ausgehen, dass dies bald dort auch vorzufinden ist. Auch hier hat man wiederum keine Chance mehr mit einer Optimierung auf Keywords wie „bester Burgerladen“, „tollster Burgerladen“ etc. zu ranken: Die „nackten Zahlen“ der Bewertungen machen den Unterschied, ob man bei einer Suchanfrage zukünftig noch gefunden wird oder nicht.

Um zukünftig also für Nutzer von Suchmaschinen sichtbar zu sein, muss man sich schon heute Gedanken machen, wie man in einer Welt voller Entitäten herausstechen kann. Dafür müssen zwei grundsätzliche Fragen geklärt werden:

  1. Wie nimmt Google mein Unternehmen als Entität wahr?
  2. Wie kann ich meine eigene Entität optimieren, damit Google diese bevorzugt anzeigt?

So wird man eine Local-Business-Entität

Bevor man überhaupt einen Gedanken an das Optimieren der eigenen Entität verschwendet, muss erst einmal die grundsätzliche Frage geklärt werden, wie Google das eigene Unternehmen als Entität wahrnimmt.

Wie bereits einige Abschnitte vorher erklärt, ist Dreh- und Angelpunkt bei der Entitätenbetrachtung der Google Knowledge Graph, wo alle Entitäten strukturiert gespeichert und jederzeit abgerufen werden können. Wer einen Eintrag im Knowledge Graph hat, kann damit sicher sein, dass Google die eigene Entität auch anerkennt. Da man eine Entität nicht direkt in den Knowledge Graph eintragen kann, muss man sich einer der unzähligen Quellen bedienen, die Google dafür anzapft. Das wäre beispielsweise Wikipedia, wobei es für die meisten Unternehmer schlichtweg unmöglich ist, durch mangelnde Relevanz einen eigenen Wikipedia-Eintrag zu bekommen.

Für Local-Business-Entitäten ist das auch tatsächlich gar nicht nötig, hier reicht schon ein Eintrag in Google My Business.

In der Theorie könnte man, nachdem man sein lokales Geschäft in Google My Business eingetragen hat, nun via einer Abfrage des Knowledge Graphs überprüfen, ob Google das eigene Unternehmen als Entität aufgenommen hat. Leider macht einen Google hier aber einen Strich durch die Rechnung. Denn eine Abfrage von Local Business-Entitäten funktioniert zum aktuellen Stand (Januar 2020) leider nicht. So hat beispielsweise das Karlsruher Burgerlokal „Deliburgers“ die ID „/g/11bxc3r0lx“. Eine Abfrage des Knowledge Graphs nach dem Namen oder auch direkt nach der ID bleibt aber ohne Ergebnis. Es bleibt also abzuwarten, ab wann man auch Local-Business-Entitäten über den Knowledge Graph abrufen kann.

TIPP:

Welche Entität hinter welcher ID steckt, kann man auch einfach mit Google-Trends herausfinden, dafür ruft man einfach folgende URL auf: https://trends.google.de/trends/explore?q=[Knowledge Graph ID]

Im oberen Beispiel also https://trends.google.de/trends/explore?q=/g/11bxc3r0lx. Schon bekommt man die Trends zur Entität „DeliBurgers“.

So optimieren Sie ihre Local-Business-Entität

Mit einem Google My Business-Eintrag ist der Grundbaustein der eigenen digitalen Local-Business-Entität schon gelegt. Nun geht es an die Optimierung der Entität. Generell kann man die Entitäten-Optimierung grob in drei Bereiche unterteilen:

  1. Strukturierte Daten
  2. Sichtbarkeit und Konsistenz
  3. Markenbildung

Strukturierte Daten

Zwar reicht ein Google My Business Eintrag aus, um von Google als Entität wahrgenommen zu werden, dennoch sollte man darüber immer noch eine digitale Unternehmenspräsenz in Form einer eigenen Webseite haben. Denn nur hier hat man die maximale Freiheit, welche Informationen wie dargestellt werden sollen.

Wichtig ist hierbei allerdings, dass man es auch Google einfach macht, die dort hinterlegten Informationen verarbeiten zu können. Deshalb sollte man hier auf sogenannte strukturierte Daten zurückgreifen. Diese strukturierten Daten sind für den Webseiten-Besucher nicht sichtbar, dienen aber zur einfachen maschinellen Verarbeitung, z.B. durch Google. Hier findet man einen Einstieg in das Thema strukturierte Daten.

Sichtbarkeit und Konsistenz

Entitäten werden für Google relevanter, umso sichtbarer sie sind. Hinsichtlich der Sichtbarkeit ist der Eintrag in Google My Business der erste Schritt, allerdings empfiehlt es sich in weitere passende Verzeichnisse einzutragen. Dies variiert je nach konkretem Tätigkeitsfeld und kann entweder eine allgemeine Plattform oder auch ein spezifisches Branchenbuch sein. Wer beispielsweise auf Navigationsgeräte abseits von Google Maps gefunden werden möchte, für den lohnt sich beispielsweise ein Eintrag auf Navmii. Aber auch ein Listing auf Gelbe Seiten oder Yelp kann zur Steigerung der Sichtbarkeit beitragen.

Wichtig ist, dass man bei all den Einträgen die Übersicht nicht verliert. So sollten die Daten auf allen Online-Portalen den gleichen Datenstand haben. Im schlechtesten Fall straft Google inkonsistente Daten ab und zeigt die eigene Entität nicht mehr prominent an bzw. verbirgt wichtige Attribute wie Öffnungszeiten oder Telefonnummer, falls diese nicht einheitlich im Internet angegeben sind. Zum Eintragen und Verwalten von Branchenbucheinträgen gibt es inzwischen Produkte, wie beispielsweise List Local, bei dem man initial auch erst einmal prüfen kann, in welchen Branchenbüchern ein Unternehmenbereits vertreten ist. List Local baut dabei auf der Technologie von Uberall auf, die Lösungen für die unterschiedlichsten Branchen, wie Finanzdienstleistungen, Automobilbranche oder auch Gastronomie anbietet.

Markenbildung

Am Ende läuft bei der Entitäten-Optimierung alles auf eine Markenbildung (Brand Building) heraus. Klassische Offline-Maßnahmen zum Aufbau und zur Aufrechterhaltung einer Marke müssen noch stärker als bisher in das Online-Marketing miteinfließen. Das Reputationsmanagement wird zukünftig eine wichtige Rolle spielen, da die Reputation eines Geschäfts auch über das Ranking entscheidet und die Conversion beeinflusst.

Dementsprechend wird in der Suchmaschinenoptimierung noch stärker das Schnittstellenmanagement wichtiger. Unterschiedliche Teams müssen intensiver zusammenarbeiten, denn internes Silo-Denken wird sich früher oder später zwangsläufig auf die Sichtbarkeit in Suchmaschinen negativ auswirken. Keywords hin oder her.

Fazit

Entitäten waren schon immer da, doch inzwischen können Suchmaschinen mit dem Konzept dahinter Suchanfragen besser verstehen und damit auch ihre Suchergebnisse anders ausspielen. Auch wenn das Thema aktuell oft noch sehr theoretisch behandelt wird, sieht man Auswirkung einer entitätsbasierten Suche an der einen oder anderen Stelle schon heute.

Es ist zu erwarten, dass diese Änderungen in der Zukunft immer mehr sichtbar und vor allem auch spürbar werden. Eine reine Keyword-Betrachtung wird zukünftig für die Optimierung der Sichtbarkeit nicht mehr ausreichen. Deshalb sollte man sich schon heute mit dem Thema Entitäten auseinander setzen und die eigene Entität online sichtbar machen und pflegen.

Über Christian Stobitzer

Christian Stobitzer ist Senior SEO-Manager bei IONOS. Dort ist er unter anderem für das technische SEO für den Digital Guide, ein IT-Fachportal rund um Hosting- und Digitalthemen, verantwortlich. Neben dem Enterprise-SEO ist er seit über zehn Jahren selbstständig im Bereich Online Marketing und testet so an kleineren und größeren Affiliate-Projekten die verschiedensten SEO-Strategien am lebenden Objekt.