Das steckt hinter dem EU AI Act
Kein anderes Thema hat in den letzten Jahren so hohe Wellen geschlagen wie Künstliche Intelligenz. Jetzt will die Europäische Union KI den Riegel vorschieben – mit Regulierungen.
Am 14. Juni 2023 hat die Europäische Union ein Gesetz über Künstliche Intelligenz beschlossen. Vor zwei Jahren von der Europäischen Union entworfen, wird es nun im Europäischen Rat verhandelt – und dann bis spätestens 2026 verabschiedet.
Ähnlich wie der Digital Markets Act hat der AI Act Auswirkungen für Unternehmen. Welche das sind, erklären wir in diesem Blogartikel.
Was ist der EU AI Act?
Der EU AI Act wird das weltweit erste Gesetz über Künstliche Intelligenz. Der Entwurf zielt darauf ab, vertrauenswürdige KI-Anwendungen zu fördern und schädliche KI-Anwendungen zu blockieren. Denn KI, die in der Europäischen Union entwickelt und eingesetzt wird, muss den Rechten und Werten der EU entsprechen.
In den vergangenen Monaten haben führende KI-Forscher:innen davor gewarnt, dass KI die Demokratie und Menschheit bedroht. Auch Unternehmern fordern eine stärkere Regulierung der Technologie – darunter die beiden Spitzenreiter der KI-Entwicklung: Microsoft und Google.
Beim CEO Summit der Yale University stimmten 42 Prozent der Teilnehmer:innen zu, dass KI die Menschheit in fünf bis zehn Jahren vernichten könnte. Gleichzeitig wird vor einem Übermaß an Regulierungen gewarnt. So könnten zu strenge Gesetze die Künstliche Intelligenz aus Europa vertreiben.
Was beinhaltet der EU AI Act?
Der AI Act ordnet KI-Anwendungen in drei Kategorien ein:
- Verboten sind Anwendungen, die ein untragbares Risiko darstellen, wie z. B. die Klassifizierung von Personen anhand bestimmter Merkmale ( = Social Scoring). Ihnen wird Manipulation vorgeworfen.
- Reguliert werden Anwendungen, die risikobehaftet sind, weil sie sich negativ auf die Sicherheit und Grundrechte auswirken können, wie z. B. Tools zum Scannen von Lebensläufen, um Bewerber:innen zu bewerten.
- Erlaubt und unreguliert bleiben Anwendungen, die bisher nicht als risikoreich eingestuft werden, wie z. B. Spamfilter.
Generative KI wiederum soll transparenter werden durch:
- Hinweise, wenn Inhalte durch KI generiert wurden
- Unterscheidung zwischen echten und gefälschten Bildern
- Schutzmaßnahmen gegen die Erstellung illegaler Inhalte
- Veröffentlichung von Zusammenfassungen der urheberrechtlich geschützten Daten, die zum Training der KI genutzt werden
Für alle KI-Anwendungen gilt: Nutzer:innen müssen wissen, dass sie mit KI interagieren. Gerade bei Diensten für Bild-, Audio- oder Videoinhalte ist die Wahrscheinlichkeit von Deepfakes groß.
Deepfakes sind Medieninhalte, die durch Künstliche Intelligenz erzeugt bzw. verfälscht werden. Das heißt: Sie sind nicht echt, sehen aber echt aus. Diese Art der Medienmanipulation ist nicht neu, hat aber mit Machine Learning ein ganz neues Level erreicht – denn Falschinformationen breiten sich mit realistisch wirkenden Foto-, Audio- und Videoinhalten viel stärker aus.
Zur Durchsetzung des Gesetzes soll jeder EU-Mitgliedsstaat eine regulatorische Sandbox bereitstellen, um KI-Systeme zu testen, bevor sie zum Einsatz kommen. Dafür werden nationale Aufsichtsbehörden beauftragt, an die sich auch Bürger:innen mit Beschwerden wenden können.
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Welche Auswirkungen hat der EU AI Act?
Unternehmen, die sich nicht an den EU AI Act halten, müssen mit heftigen Strafen rechnen. Verbotene KI-Praktiken können zu einer Geldstrafe von bis zu 40 Millionen Euro bzw. 7 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes führen. Das ist eine ganz andere Hausnummer als die DSGVO, die Meta zuletzt eine Geldstrafe von 1,2 Milliarden Euro verhängte.
Nachsicht soll es bei Unternehmen geben, die eine schwächere Marktposition als GAFAM haben. Für sie sollen die Strafen “verhältnismäßig” ausfallen. Damit will die EU die Innovationskraft in Europa schützen. Das wird neben Klein- und Mittelständlern auch Start-Ups zugutekommen.
Wann kommt der EU AI Act?
Der EU AI Act tritt vermutlich nicht vor 2026 in Kraft. Aber dass ein Regelwerk für Künstliche Intelligenz kommt, ist eine beschlossene Sache – und wie die DSGVO / GDPR könnte er zu einem globalen Standard werden.
Angesichts der rasanten Entwicklung von KI wird der Entwurf vermutlich noch einmal überarbeitet. Seit der Ausarbeitung vor zwei Jahren wurde der Entwurf schon mehrfach aktualisiert. Ziel bleibt allerdings, einen globalen Standard für KI-Anwendungen zu schaffen, damit die Technologie eine Bereicherung statt Bedrohung für unser Leben wird.
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